Zahnbehandlung bei Hund und Katze
Untersuchung am wachen Tier
Während der Untersuchung wird auf Zahnstein, Gingivitis, wackelnde Zähne und Zahnfrakturen etc. geachtet. Aufgrund der erhobenen Befunde wird eventuell eine weitere Untersuchung am schlafenden Tier ( siehe Anästhesie ) nötig.
Untersuchung am schlafenden Tier
Vor der eingehenden Untersuchung aller Zähne steht die Entfernung etwaiger Zahnbeläge. Diese werden mit Hilfe eines Ultraschallscalers entfernt.
Danach wird mit Hilfe einer Zahnsonde an jedem Zahn an 4 Stellen die Tiefe der Taschen gemessen, die zwischen Zahn und Zahnfleisch bestehen. Zu tiefe Taschen sind ein Hinweis auf eine bestehende Parodontitis. Ebenfalls mit Hilfe der Zahnsonde werden eventuelle Furkationsbefunde (die Lücke zwischen mehrwurzligen Zähnen) erhoben.
Jeder Zahn wird noch einmal auf Schmelzverletzungen (Karies, Risse, Frakturen) untersucht.
Da sich viele Veränderungen unter der Zahnfleischgrenze befinden und sich auch trotz sorgfältiger Untersuchung nicht auffinden lassen, wird in der Regel ein komplettes Dentalröntgen angefertigt.
Danach erfolgt die Entscheidung, welcher Zahn speziellen Behandlung bedarf (Zahnfüllung, Behandlung Zahntasche, Wurzelbehandlung oder Extraktion).
Nach den erfolgten Behandlungen wird die Zahnsanierung mit einer Politur der Zähne abgeschlossen. Die Politur ist nötig, um die kleinen Kratzer zu entfernen, die durch die Anwendung des Ultraschallscalers auf der Zahnoberfläche entstanden sind und die Anheftung neuer Plaque fördern.
Was ist das Ziel der Zahnbehandlung
- Entfernung der Zahnbeläge (Zahnstein und Plaque) auch unter dem Zahnfleisch (Zahntasche)
- Behandlung einer bestehenden Parodontitis oder Verhinderung der Entstehung
- Entfernung von Entzündungsherden
- Entfernung von schmerzhaften Zähnen
Zahnerkrankungen bei Hund und Katze
Dies soll kein Lehrbuch zur Zahnmedizin werden. Der Beitrag soll dazu dienen, Ihnen als Besitzer die Beweggründe zu erklären, warum ich eine gute zahnmedizinsche Versorgung von Tieren für sehr wichtig erachte.
Das bleibende Gebiss von Hunden besteht aus 42 Zähnen (28 Milchzähne) , das von Katzen aus 30 Zähnen (26 Milchzähne). Betrachtet man die Maulhöhle als Organ, sind das ziemlich viele kleine Teile, die erkranken können oder Krankheiten verursachen können.
Der Anfang - die Zahnanlage
Im Mutterleib werden zwischen dem 23. und 25. Entwicklungstag die Kiefer- und Zahnanlagen ausgebildet. Viele der Zahnanlagen werden dabei doppelt ausgebildet, eine für den Milchzahn und eine für den bleibenden Zahn.
Schon hier kann es durch Erkrankungen des Muttertieres (zum Beispiel eine Infektion mit Staupe) zu Erkrankungen an den Zähnen kommen (Staupegebiss). Auch eine Unterversorgung mit Nährstoffen oder bestimmte Medikamente können die Zahnanlagen bleibend schädigen.
Der Durchbruch der Milchzähne - Zahnerkrankung am Milchzahn
In der 3.-6. Lebenswoche brechen die Milchzähne durch das Zahnfleisch. Zu den häufigsten Zahnerkrankungen am Milchzahn gehört wohl, die Fraktur des Zahnes oder das Abbrechen eines Zahns.
Nicht schlimm, fällt doch ehh aus?
Diese Ansicht wird noch häufig vertreten. Wie falsch diese Ansicht ist beantworte ich Ihnen mit einer Gegenfrage: Würden Sie sich eine Injektionsnadel ins Knie rammen und dort 6 Wochen belassen? Vermutlich ist ihre Antwort "Nein, das würde sich ja entzünden!"... Richtig!
Deshalb ist ein abgebrochener (Milch)Zahn ein zahnmedizinischer Notfall, der durch eine vollständige Extraktion oder eine Vitalamputation (Füllung des Zahns ohne Entfernung der Wurzel) behandelt werden muss. Beide Techniken haben wie immer in der Medizin Vorteile, Nachteile und Einschränkungen.
Der Durchbruch der bleibenden Zähne - Zahnwechsel
Die Regel: Man darf nie den bleibenden und den Milchzahn sehen gilt. Immer.
Die Milchzähne bahnen den Weg für die bleibenden Zähne. Dies bedeutet: Sieht man beide Zähne, wächst der bleibende Zahn auf der falschen Position. Der wohl am häufigsten betroffenen Zähne eine fehlerhaften Zahnwechsels sind die Eckzähne.
Nicht schlimm, was machen schon 5 mm aus?
Hunde verfügen über ein Scherengebiss. Das heißt, der Unterkiefereckzahn liegt bei geschlossenem Fang vor der Oberkiefereckzahn. Das ganze nennt man eine normale Okklusion (Okklusion ist die Lage der Zähne im Maul).
Durch die Verschiebung der Okklusion kommt es in der Hauptsache zu drei Veränderungen:
- Durch die räumliche Nähe kommt es sehr schnell zur Ansammlung von Futterresten zwischen bleibenden und Milchzahn. Entzündungen entstehen.
- Durch die Verschiebung des Eckzahns kann es zu einem gestörten Längenwachstum des Unterkiefer oder des Oberkiefer kommen.
- Der Unterkiefereckzahn wird nicht genügend nach außen gedrückt und es kommt zum Einbiss in das Zahnfleisch bis hin zum Gaumen im Oberkiefer.
Je länger der Zustand besteht, desto schwerer ist die Zahnfehlstellung kieferorthopädisch zu korrigieren. Zusätzlich ist eine Fehlstellung anderer Zähne durch die oben beschriebenen Veränderungen nicht auszuschließen. Deshalb ist ein frühes Eingreifen dringend erforderlich.
Der Zahnwechsel ist abgeschlossen
Wenn alle Zähne durchgebrochen sind (3.-7. Lebensmonat) empfiehlt sich eine erneute Kontrolle des Gebiss. Sind wirklich alle Zähne vorhanden? Fehlt ein Zahn ? Hat mein Tier zu viele Zähne ?
Durch eine Teilung der Zahnanlage kann es dazu kommen, dass Zähne doppelt angelegt werden (Zwillinge). Selbstverständlich sollte der außerhalb der Okklusionsfläche angelegte Zahn frühzeitig entfernt werden. Auch hier werden wieder andere Zähne verschoben, es kommt zu "Schmutznestern" die Entzündungen verursachen, etc. Die Extraktion beim jungen Tier ist im übrigen viel einfacher als beim älteren Tier - und damit letztendlich auch günstiger.
Manchmal fehlen auch ein oder mehrere Zähne. Hier stellt sich vor allem die Frage: Fehlt der Zahn gänzlich oder ist er nur nicht durchgebrochen und liegt irgendwo. Irgendwo kann im Oberkiefer bedeuten , dass der Zahn zum Beispiel in der Nasenhöhle liegt. Früher oder später wird er dort Probleme verursachen.
Generell besteht bei einem retiniertem Zahn (Zahn liegt im Kiefer, ist aber nicht durchgebrochen) die Gefahr, dass er sich zu einer Zyste entwickelt, die raumfordernd ist. Gerade im Unterkiefer besteht dann die nicht unerhebliche Gefahr einer Kieferfraktur. Deshalb sollte man bei fehlenden Zähnen eine Röntgenkontrolle durchführen.
Was kann ich als Besitzer tun?
Natürlich sind die Möglichkeiten des Besitzers auf ein aktives Eingreifen sehr begrenzt. Dennoch muss man als Besitzer keinesfalls untätig abwarten.
- Schauen Sie Ihrem Tier regelmäßig ins Maul.
- Sie erkennen den Unterschied zwischen Milchzahn und bleibendem Zahn.
- Ihr Tier gewöhnt sich daran, dass es ins Maul geschaut bekommt.
- Fangen Sie schon jetzt damit an, Ihr Tier an die Zahnpflege zu gewöhnen.
- Zähne zu putzen ist der effektivste Schutz vor später entstehenden Schäden oder Erkrankungen. Was Fritzchen allerdings nicht lernt, lernt Fritz nimmermehr.
- Vermeiden Sie es, Ihr Tier an ungeeignetes Spielzeug zu gewöhnen.
- Dazu mehr in Teil 2.
- Ihr Tier wird in der Regel während des Zahnwechsels (oder kurz davor) zur Grundimmunisierung vorgestellt. Wenn Sie sich unsicher sind, stellen Sie es noch einmal nach dem Zahnwechsel ihrem Tierarzt vor.