Zahnerkrankungen bei Hund und Katze - Teil 2
Wir Menschen gehen regelmäßig zum Zahnarzt, putzen uns mehrmals täglich die Zähne, benutzen Mundwässerchen und vieles mehr. Natürlich hinkt der Vergleich zum Menschen - Tiere sind da etwas anders gestrickt, aber gepflegt werden müssen die Zähne von Tieren trotzdem.
Zahnpflege - was kann man tun?
- Zähne putzen - habe ich bewusst an den Anfang gestellt. Es bietet den effektivsten Schutz vor Zahnerkrankungen, indem es den Zahnbelag (Plaque) von den Zähnen entfernt. Es gibt spezielle Zahnbürsten und Fingerlinge für Hunde und Katzen. Zusammen mit einer schmackhaften Lebergeschmack-Zahnpasta läßt sich die im Welpenalter (später ist mühsamer, aber nicht unmöglich ) eingeübte Prozedur gut durchführen.
- Futter - verzichten Sie auf zuckerhaltige Futter, füttern sie ihr Tier ausgewogen. Nicht alles was teuer ist, ist gut, aber wie kann etwas, das im Kilopreis so deutlich unter dem normalen Marktpreis (der Grundstoffe) liegt, gut sein ?
- Kauknochen - Ja, auch Kauknochen helfen die Zahngesundheit zu erhalten. Allerdings sollten sie in Maßen gegeben werden (enthalten oft viel Kalorien).
- Mundspülung - Es gibt mittlerweile spezielle Mundspüllösungen für Hunde und Katzen, die über das Trinkwasser verabreicht werden. Diese Lösungen töten schädliche Bakterien ab, die an der Bildung von Plaques beteiligt sind.
- Das richtige Spielzeug - siehe weiter unten.
Das richtige Spielzeug ...
Voranstellen möchte ich, dass selbstverständlich gilt : " Die Dosis macht das Gift ".
Tennisbälle
gehören nicht ins Hundemaul. Tennisbälle sind mit einer Glasfaser ummantelt. Diese ist sehr hart. In den Fasern sammelt sich zudem Sand und Staub. Durch permanentes Reiben (wenn der Hund darauf kaut) wird der Zahnschmelz abgeschmirgelt. Je nach Intensität des "Gebrauchs" führt dies dazu, dass die Zähne immer weiter abgerieben werden (in Extremfällen bis zur Zahnfleischgrenze).
Stöcke
faule, splitternde oder instabile Stöcke gehören überhaupt nicht ins Hundemaul. "Stabile" Stöcke eigentlich auch nicht. Ich sage nicht, dass ich meinen Hund nicht auch mal einen Stock apportieren lasse, aber er darf nicht stundenlang auf dem Stock kauen, da dieser dann wieder den für Tennisbälle beschriebenen Effekt hat. Gefangene Stöcke (aus der Luft) sind gefährlich. Kommt der Stock falsch auf dem Zahn auf, kann dieser brechen. Stöcke oder Teile davon können zum Teil schwere Verletzungen im Rachenbereich verursachen, Teile der Rinde können sich zwischen den Zähnen verkanten. Die Risiken sind zahlreich.
Steine
sind zu hart und können neben den Schäden am Zahn auch noch verschluckt werden.
Es gibt im Fachhandel zahlreiche Hartgummialternativen, um ausgiebig mit Ihrem Hund zu spielen. Diese sind außerdem erstaunlich stabil und gut zu reinigen.
Wie groß ist überhaupt das Problem?
Studien haben ergeben , dass 70-80% aller Tiere über 3 Jahre Zahnpathologien aufweisen. Das erscheint zunächst einmal sehr viel und deutet an, wie groß das Problem ist.
Plaque, Zahnstein, Gingivitis, Parodontitis
Es mag so scheinen als würden alle 4 Erkrankungen irgendwie zusammenhängen. Dies mag auch irgendwie stimmen - trotzdem kann man sie als 4 Erkrankungen der Zähne bewerten.
Plaque
Kann die Entstehung einer Parodontitis begünstigen. Sie bildet eines der Keimreservoirs, die für die Entstehung eine Parodontitis von Nöten ist. Es handelt sich hierbei um relativ weiche Beläge, die unter den Zahnfleischrand in Richtung des Parodonts vordringen können. In der Plaque finden im Laufe der Zeit "Keimverschiebungen" statt , von einer gram-positiven Flora hin zu einer gram-negativen Flora. Diese gram-negativen Bakterien können aufgrund einer besseren Beweglichkeit tiefer in den Parodontalspalt vordringen.
Zahnstein
Gingivitis
Ist eine Entzündung des Zahnfleischs und einer der Indikatoren für eine Erkrankung des Parodonts. Ohne Gingivitis ist eine Parodontitis eher unwahrscheinlich.
Parodontitis
Eine Entzündung des Parodonts. Durch die Entzündung kommt es in der Zahnalveole (darin ist die Zahnwurzel verankert) zu einer Zerstörung der Fasern, die dafür sorgen, dass der Zahn fest und geschützt ist. Außerdem sorgt die Entzündung im fortgeschrittenen Stadium für einen Abbauch von Knochensubstanz. Der Grad der Parodontitis lässt sich mittels einer Sondierung (Staging) ermitteln und gezielt behandeln.
Was sind Warnsignale für eine eventuell bestehende Zahnerkrankung?
Verhaltensänderung
Bewusst als ersten Punkt gesetzt. Wie oft höre ich, dass die Katze plötzlich wieder verspielt ist oder "Sie haben eine neue Katze gemacht". Die Beweisführung, dass die Verhaltensänderung mit Zahnschmerzen im Zusammenhang steht, ist allerdings schwer zu führen. Oft werden Verhaltensänderungen (zurückgezogenes Verhalten, sehr viel schlafen) mit dem zunehmenden Alter in Zusammenhang gebracht und zusätzlich entstehen die Verhaltensänderungen meist schleichend.
Mundgeruch
Das Tier riecht unangenehm aus dem Maul. Ein Zeichen für eine Zahnerkrankung, denn der Geruch entsteht vor allem durch Bakterien und faulende Futterreste.
Futteraufnahme
Die Futteraufnahme gehört zum Selbsterhaltungstrieb eines Tieres. Im Klartext: Bis das Tier das Fressen vollständig einstellt, vergeht eine lange Zeit mit Schmerzen und Leid. Trockenfutter vermeiden, einzelne Tage in der Woche nichts fressen sind Anzeichen dafür, dass eventuell eine schmerzhafte Zahnerkrankung vorliegt.
Speichelfluss
Erhöhter, stark riechender und oder blutiger Speichel sind Anzeichen für eine Zahnerkrankung.
Zahnstein oder Entzündung (Rötung) des Zahnfleisch